Dom- und Metropolitankirche zu St. Stephan, Wien

Neues ITEC Beschallungssystem für unser Wiener Wahrzeichen - den „Steffl“

Stephansdom

Im Jahr 2024 wurde die Fa. ITEC Tontechnik GmbH mit der Lieferung eines neuen Beschallungssystems für die Domkirche St. Stephan in Wien durch das Kirchenmeisteramt beauftragt.

Dem voraus gingen viele Gespräche und Vorarbeiten, nicht zuletzt auch das bereits 2020 zur vollsten Zufriedenheit gelieferte neue Kommunikationssystem für Musiker und Organisten, welches als Assistenzsystem für die neue Riesenorgel zu sehen ist. ITEC gilt ebenso als verlässlicher Lieferant von Radio Klassik Stephansdom. Auch diese Zusammenarbeit hat sich bereits sehr bewährt.

Seit mehr als 25 Jahren zählt man im Stephansdom bereits auf die Erfahrung und die gute Zusammenarbeit mit ITEC, besonders in Bezug auf unsere Serviceleistungen. Somit sind uns auch viele Anforderungen und Besonderheiten in und um das berühmte Wiener Wahrzeichen bestens bekannt. Die Umsetzung weiterer Audiolösungen im Dom scheint somit eine logische Konsequenz zu sein.

Das 2024 gelieferte neue Beschallungssystem umfasst im Wesentlichen folgende Teile:

  • Eine frei konfigurierbare, dezentrale und netzwerkfähige sowie modular erweiterbare digitale ITECNET Audiomatrix (aktuell ausgebaut mit 56 Eingängen und 56 Ausgängen) – „Made in Austria“!
  • Hocheffiziente digitale Verstärkertechnik für nieder- und hochohmigen Betrieb (aktuell sind 26 Verstärkerkanäle mit je 600WRMS @ 4Ohm oder 100V in Betrieb)
  • Ein „Fullrange“-Lautsprechersystem, geeignet sowohl für höchste Sprachverständlichkeitswerte als auch bestens für Live dargebotene, musikalische Aktivitäten wie z.B. Neues Geistliches Lied und „Praise and Worship“. Eingesetzt wurden unsere hochwertigen Lautsprechermodelle der ITEC GENUINE-Serie, der ITEC NeodymLine-Serie und der ITEC NeoSlim-Serie (jeweils in Sonderfarbe ausgeführt). Alle ITEC Lautsprechersysteme sind „Made in Austria“!
  • Die teilweise Erneuerung und Ergänzung der Mikrofone sowie die Überarbeitung der Signalverkabelung
  • Ein frei programmierbares Steuerungssystem mit kundenspezifisch erstellter grafischer Bedienoberfläche zur einfachen und komfortablen Bedienung. Unterschiedliche vorkonfigurierte Anwendungsszenarien sind auswählbar, bedienbar an mehreren Stellen mittels Touchpanels. Unterschiedliche Bedienebenen und Zugriffsberechtigungen sichern den Betrieb zusätzlich ab.
  • Einbindung der Radio Klassik Regie in die Mikrofonwege mittels Signalsplittung und Signaleinspeisung von Mischungen in die Beschallung zur Optimierung der Schallverteilung bei klassischen Konzerten.
  • Die Einbindung von externem Equipment (z.B. FOH-Mischpult) mittels Signalsplittung und DANTE®-Netzwerk zur Signaleinspeisung und Verwendung der vorhandenen Signalquellen sowie des neuen ITEC Beschallungssystems.

Vorgehensweise bei der Umsetzung des Projektes:

Als ersten Schritt der Umsetzung wurde von uns in Zusammenarbeit mit dem Technischen Büro Outstanding Media aus Graz eine Akustiksimulation durchgeführt. Hier wurde sowohl der Ist-Zustand mit dem alten Audiosystem als auch das von uns im Detail geplante neue Beschallungssystem simulationstechnisch überprüft. Verschiedene Beschallungsoptionen wurden unter Berücksichtigung der gegebenen akustischen Bedingungen noch näher untersucht und geprüft. Für die Durchführung der Simulation wurde auf Architekturdaten zurückgegriffen, welche bereits 2004 im Zuge einer wissenschaftlichen Projektarbeit sehr detailreich erhoben wurden. Die Daten wurden uns freundlicherweise von Hrn. DI Dr. Franz Graf vom Institut Joanneum Research Graz zur Verfügung gestellt.

Stephansdom

Simulationsbeispiel: in EASE simulierte Schalldruckverteilung im Dom im 3D-Drahtgittermodell

Zusätzlich wurde bei Projektstart durch einen, vom Kirchenmeisteramt beauftragten unabhängigen Sachverständigen, die Ausgangssituation mittels akustischer Messungen (Nachhallzeit, Sprachverständlichkeitsindex, Direktschallverteilung etc.) festgestellt. Projektbegleitend wurde die schrittweise Erneuerung des Audiosystems überwacht. Die Messdaten der Ausgangsituation wurden zwischenzeitlich zum Vergleich herangezogen, deutliche Verbesserungen der Ergebnisse konnten damit im Verlauf der Umsetzung jeweils relativ rasch und eindeutig belegt werden.

Der Umbau erfolgte etappenweise im laufenden Betrieb und ohne Schließtag. Eine genaue Terminplanung und Abstimmung war daher unumgänglich, da im Dom mindestens fünf Heilige Messen täglich und häufig auch zusätzlich Veranstaltungen und Konzerte stattfinden.

Als Erstes wurden sämtliche analoge Leistungsverstärker gegen hocheffiziente und leistungsstarke Digitalverstärker ausgetauscht. Im Zuge dessen wurde die vorhandene Verkabelung geprüft, saniert und erweitert. Die Örtlichkeit zum Einbau der neuen Verstärker sowie die Bestandverkabelung sollten weitestgehend erhalten und genutzt werden. Eine generelle Neuverkabelung und zu viele Eingriffe in die Substanz des Sandsteins mussten vermieden werden.

Im nächsten Schritt wurde die Audiosignalverarbeitung bzw. die zentrale Audiomatrix ausgetauscht – das Herzstück des Audiosystems. Es erfolgte die Neukonfiguration des Signalroutings, das Setup der einzelnen Beschallungsbereiche und die Erstellung der Anwendungsszenarien. Kurzzeitig musste in dieser Phase auch ein Provisorium aufgebaut werden, um einen unterbrechungsfreien Betrieb der Beschallung zu ermöglichen. Notwendige Messungen mussten zur Nachtzeit durchgeführt werden.

In einem weiteren Schritt wurden sämtliche Lautsprecher ausgetauscht. Hierbei wurden z.B. die bereits bestehenden Lautsprecherhalterungen so adaptiert, dass keine einzige zusätzliche Bohrung in den Sandstein vorgenommen werden musste. Dies war eine der vielen Vorgaben, welche erfüllt werden mussten. Verschiedene ITEC Lautsprechermodelle wurden im gesamten Dom als Haupt- und Stützbeschallung so kombiniert, dass gleichmäßige Schallverteilung, geringste Laufzeitdifferenzen, großer Dynamikbereich und ein breiter und sehr ausgeglichener Frequenzgang ermöglicht wird. Für optimale Basswiedergabe und für spezielle Events mit Musikgruppen und unterschiedlichen Bühnenstandorten wurde auch ein mobiles und somit flexibel einsatzbares aktives ITEC Säulen-PA System geliefert und in das Gesamtsystem integriert.

Stephansdom Stephansdom  Stephansdom

 

Als letzten Schritt wurden noch Maßnahmen umgesetzt, um externe Technik von Eventtechnik-Dienstleistern oder Musikgruppen, z.B. für Konzerte oder bei Messgestaltung mit "Neuem Geistlichem Lied" (NGL), optimal einsetzen und einbinden zu können. Die Anforderungen dafür wurden zuvor in eigenen Arbeitskreisen und auch im Kirchenmusikberat der Erzdiözese Wien ausführlich diskutiert und ausgearbeitet. Hier waren wir sinnvollerweise stets eingebunden.

All das konnten wir 2024 erfolgreich umsetzen. Der Höhepunkt des Projekts und zugleich die „Feuertaufe“ für das neue Beschallungssystem war der Festgottesdienst zur Verabschiedung von Kardinal Christoph Schönborn im Jänner 2025 mit ca. 3000 Gottesdienstbesuchern, Live Übertragung im ORF und einer großartigen Worship-Band samt großem Chor. Sämtliche technischen Systeme haben dabei reibungslos funktioniert und zusammengespielt - zur vollsten Zufriedenheit aller Beteiligten.

Wir bedanken uns hiermit bei den Verantwortlichen und Mitarbeitern des Domkapitels, des Kirchenmeisteramtes, der Dompfarre, der Sakristei, der Dombauhütte, der Erzdiözese Wien, der Wiener Dommusik, bei Radio Klassik Stephansdom und bei der Fa. 4-Solutions Eventtechnik für das uns entgegengebrachte Vertrauen und die hervorragende, kollegiale Zusammenarbeit bei der Umsetzung dieses nicht alltäglichen Projektes.

Stephansdom

Projekt Radio Klassik Stephansdom

Aufgabenstellung:

  • Adaptierung des vorhandenen Aufnahmestudios von Radio Klassik Stephansdom in der „Kaiserloge“.
  • Integration des neuen Regiemischpultes für Live-Übertragungen aus dem Stephansdom.
  • Überarbeitung der Audio-, Video- und Netzwerkverkabelung und Signal-Rangierfelder.
  • Integration einer Multiview-Lösung zur besseren Veranstaltungsüberwachung.
  • Einbau digitaler Stage-Boxen im Dom sowie die Integration eines neuen mehrkanaligen digitalen Funkmikrofon-Systems.
  • Erweiterung der vorhandenen Signalsplitter und Integration in das DANTE®-Audionetzwerk zur Anbindung an externe Eventtechnik-Dienstleister.

Stephansdom

Projekt Riesenorgel-Intercom-System für die Wiener Dommusik

Aufgabenstellung:

  • Lieferung eines digitalen Audio-/Video Kommunikations- und Monitoringsystems für Organisten und Dommusik zur Verwendung bei komplexen Konzerten mit Orchester, Chor und (mehreren) Organisten. Aufgrund der Größe des Domes, der großen Abstände der Akteure zueinander und der sich ergebenden Schalllaufzeiten ist ein derartiges Intercom-System erforderlich.
  • Echtzeit-Einbindung aller Orgelspieltische und Dirigentenpositionen. Integration von mehreren fest installierten Full-HD-Broadcast Kameras sowie mehrerer Mikrofonanordnungen zur Orgelabnahme.
  • Erstellung und Verteilung von Kopfhörermischungen mit geringstmöglicher Latenz über dezentrales ITECNET Audiosystem. Netzwerk-basierte Audiosignalverteilung im ganzen Dom über Kupfer- und LWL-Verkabelung zu den Orgelspieltischen und Dirigentenplätzen.
  • Nahezu latenzfreie und störungsresistente 16x16 HD-SDI Videomatrix zur Verarbeitung der Kamerasignale und Verteilung an die Spieltischbildschirme und die Überwachungsmonitore in der Sakristei sowie in der Radio- und Videoregie
  • Anmerkung: 2025 wird eine Erweiterung der HD-SDI Videomatrix auf 72 Eingänge und 72 Ausgänge durchgeführt. Damit können sämtliche Videosignale in der Bildregie des domeigenen Videostudios zentral verarbeitet und gesteuert werden.
  • Anwendungsspezifisch generierte grafische Bedienoberflächen und Steuerung mittels Touchpanels an allen Orgelspieltischen.
  • Herstellung von zusätzlichen Mikrofonpositionen zur Orgelabnahme für Radio Klassik Stephansdom (Radioregie)

Stephansdom